Haben wir ein Männerproblem?!

Für Männer ist diese Gesellschaft auch nicht toll, sie werden im Bildungssystem abgehängt, neigen eher zu Vereinsamung, Sucht oder Suizid. Aber ändern wollen sie nichts. Sie blockieren eher, wenn der Feminismus mit was daherkommt. Die Debatten um #metoo haben uns ja gezeigt, dass viele Männer nicht unbedingt sehr viel Lust haben, etwas zu verbessern, dabei führen Männer fast alle Kriminalstatistiken an, 90% der Mörder sind Männer und 80% davon ermorden Frauen in ihrem persönlichen oder familiären Umfeld. Aber auch sonst tut sich wenig, weniger als 4% der Männer gehen in Karenz, davon nicht mal 1% ein halbes Jahr.

Jungs, da kommt einfach zu wenig von uns! Dabei würden wir selbst stark davon profitieren.

Was können wir tun? Was sind die Probleme, wie kann neue Männlichkeit aussehen? Genau damit beschäftigen wir uns hier in: DU MUSST DEIN LEBEN ÄNDERN. 

Hat die Gesellschaft ein Männerproblem?

Wir sind Kinder der vaterlosen Gesellschaft. 

Wir sind Generationen an Männern, die von Frauen erzogen wurden, in den Familien, den Kindergärten, von Partnerinnen. Alles, wo man als Mann sozialisiert wurde, Männerbünde, Burschenschaften, das Militär, ist in Verruf. Sie sind unzeitgemäß, wie das Männerbild selbst.  

Unsere eigenen oder die Väter unserer Eltern waren Kriegsväter und in Friedenszeit wortkarge Gestalten, unsere Partner oder Väter sind Ernährer, aber sonst einfach große Kinder und eher Kumpel ihrer Kinder als für Pflege und Erziehung verantwortlich. Sie sind Freizeitväter und damit bestenfalls Assistenten der Vollzeitmütter. Sie identifizieren sich noch immer fast ausschließlich über die Erwerbstätigkeit, obwohl Frauen finanziell und rechtlich immer unabhängiger werden, involvieren sich kaum in Care-Arbeit oder Kindeserziehung. Überhaupt machen nicht mal 4% der Väter Karenz, obwohl sie mittlerweile einen Rechtsanspruch darauf hätten.[1]

Männer haben offensichtlich wenig Lust, ihr Spektrum zu erweitern. Ihr Selbstbild ist gefangen zwischen diesem alten Männerbild und den neuen Lebensumständen. Männer halten sich immer noch für Krieger, Beschützer, Ernährer – dafür brauchen wir sie aber in modernen Gesellschaften nicht. Wir ziehen nicht mehr in Kriege oder arbeiten uns im Bergwerk zu Tode, dennoch sterben Männer statistisch betrachtet in Deutschland und Österreich ca. fünf Jahre früher.[2] Männer leben wesentlich riskanter und gehen seltener zum Arzt,[3] weder zur Vorsorge noch bei akuten Problemen. Gesundheit ist Frauensache, sie müssen sich auch um jene ihrer Männer kümmern. Durch das externalisierte Gesundheitsmanagement steigt die Lebenserwartung verheirateter Männer – jene verheirateter Frauen sinkt allerdings aufgrund der Mehrfachbelastung.[4] Männer halten dennoch an ihrer Karriereorientierung fest, um dann mit Mitte Fünfzig in der Midlife-Crisis aufzuwachen, wenn sie merken, dass die berufliche Fahnenstange erreicht ist, sie mittlerweile aber auch von Frau und Kindern entfremdet sind, weil sie sich immer nur peripher ins Familienleben involviert haben. 

Es gibt nichts mehr, dass uns davon abhält, das Männerbild zu aktualisieren. Warum sind Männer so träge, wenn es darum geht, sich anzupassen? Warum ruft der Apell sogar Aggressionen hervor? Haben Männer so sehr Angst davor zu scheitern, dass wir es gar nicht probieren wollen? Gibt es nur die Optionen Katastrophe oder Rückkehr in die 50er Jahre? Damals gab es sie noch, die eindeutige Männlichkeit. Doch schon das New Hollywood der 70er hat den gescheiterten Mann rausgekramt, dem nichts anderes übrigbleibt, als über die Stränge zu schlagen, weil die Gesellschaft ihn nicht mehr versteht, wie in Taxi Driver (1976). Über 20 Jahre später bringt Fightclub (1999)dieselbe Erzählung in das neue Millennium, in dem es in Breaking Bad (2009-2013) aktualisiert wird – umso tragischer, da uns ein Großteil des Männerbildes angesichts der abwesenden Väter über die Popkultur vermittelt wird. Wo sind die neuen Männer? Wo sind die Visionen, die sie möglich machen könnten? 

Mangels Lösungen auch in den letzten 20 Jahren spült uns der Netzfeminismus immer mehr Symptome dysfunktionaler Männlichkeit in das öffentliche Bewusstsein (Stichwort: Toxische Männlichkeit).[5] Tatsächlich hat der Mann noch immer nicht gelernt über seine Probleme zu sprechen, geschweige denn die eigenen Gefühle zu artikulieren. Alles muss im Außen gelöst werden. 

Was wenn Männer sich weigern, ihre Rollen zu überdenken, die Alten aber nicht mehr funktionieren? Das kann gefährliche Auswirkungen haben, weshalb wir mittlerweile getrost sagen können, dass die Gesellschaft ein „Männerproblem“ hat. Selbsternannte Maskulinisten schreien im Wald ihren inneren Wolf hinaus, weil sie sich in einer Gesellschaft wähnen, die bereits kleine Jungen verweiblicht. In strukturschwachen Regionen wie in einigen Gegenden Ostdeutschlands entsteht ein „Männerüberschuss“,[6] da sie wortwörtlich unbeweglicher sind, Frauen aber auf der Suche nach neuen Perspektiven wegziehen. Sie bleiben alleine, versauern, frustrieren, fühlen sich abgehängt, wählen dann viel häufiger NPD oder AFD, bzw. in Österreich die FPÖ. Männer reagieren empfindlich auf das Wort „Frauenquote“ oder die Änderung von ein paar Worten in der Bundeshymne.  Vor allem weniger gebildete unter 30 Jahren wählen mehrheitlich rechtskonservativ bis rechtsextrem, während Frauen eher zu links-grün tendieren.[7] Wer soll sich bei dieser Entwicklung in der Gesellschaft noch vermehren, wenn sich Frauen mit ihren Bio-Einkäufen im Stoffbeutel auf dem Fahrrad verständlicherweise nicht mehr mit jungen frustrierten Neonazis abgeben wollen?

Was aber, wenn ihre Frustrationen aber nicht nur in Protestwahlen, sondern auch in Gewalt umschlägt? Männer haben nie gelernt ihre Gefühle zu reflektieren, sondern immer nur zu hören gekriegt, ein Mann müsse ich durchsetzen. Frauen müssten theoretisch 50% der Delikte verüben, laut Kriminalpolizei verüben jedoch Männer 80% der Delikte, bei Verbrechen sind es bereits fast 87%. Entgegen dem Klischee, das Frauen nicht Autofahren können, geht 71% der Unfälle auf das Konto von Männern. Auch Gewalt ist nicht weiblich, nur 12% der Gewaltdelikte geht auf das Konto von Frauen, Totschlag und Mord wird zu 91% von Männern verübt, sie sind ein Großteil der Attentäter, Gewaltverbrecher und Vergewaltiger (99%). Die Gefängnisse sind voller Männer (ca. 8.400) und liegen bei 90% Auslastung, die einzige österreichische Justizanstalt für Frauen füllt nicht mal ihre 171 Plätze.[8]

Männer haben Probleme damit, ihre Gefühle zu erkennen, zu artikulieren und zu regulieren, weil sie seit jeher vermittelt bekommen, sie dürfen sie gar nicht haben. Alles muss im Außen ausagiert werden. Selbst die Kriminalpolizei weiß: „Versagen führt bei Männern eher zu Gewalt und Eigentumsdelikten, denn ihre Reaktion geht nach außen.“ Österreich zählt mittlerweile jährlich Rekordzahlen an Femiziden. Es werden auch tatsächlich mehr Frauen als Männer ermordet (60%). Noch erstaunlicher ist ein anderes Faktum: Fast 80% der Morde haben einen Beziehungshintergrund. Bei Gewaltdelikten sind es immer noch 60%.[9] Männer sind eine Gefahr – am gefährlichsten sind aber Männer, die man kennt, mit denen man verwandt ist oder eine Beziehung hat. Ein schauerliches Bild. 

Angesichts dieser Tatsache ist es erstaunlich, dass Frauen nicht schreiend davonlaufen, wenn sich ein Mann überhaupt nur nähert. Denn nicht nur die Verteilung, auch die Häufigkeit ist erschreckend: Jede dritte Frau erlebt laut WHO Gewalt in der Partnerschaft oder hat diese Erfahrung bereits gemacht.[10] Für schlechte Erfahrungen muss Frau aber nicht erst heiraten. Schon Dating funktioniert für Männer mittlerweile so schlecht, dass sie zwar nicht über ihre Probleme und Manieren nachdenken, sondern sich sogenannte InCels (Involuntary Celebatory Men)[11] öffentlich über die Ungerechtigkeit des mangelnden Zugangs zu Frauenkörpern beklagen und sich dann bei Pick-Up-Artists[12] zu Seminaren treffen, um sich in manipulativen Methoden in der Liebeswerbung beibringen zu lassen, anstatt sich darüber Gedanken zu machen, was womöglich falsch läuft. Dieselbe Logik zeigt das Unverständnis über #aufschrei oder #metoo vonseiten vieler Männer, die nicht mehr verstehen, wieso man Machtpositionen nicht mehr ausnutzen darf. 

Die Gesellschaft leidet unter dem „Problem Mann“, ein Wirtschaftswissenschafter ging kürzlich sogar davon aus, dass in Deutschland 63 Milliarden jährlich an Schaden durch problematische Verhaltensweisen von Männern entsteht.[13] Doch auch die Männer selbst sollten sich nicht zu sicher fühlen: Von Sexualstraftaten sind sie zwar seltener betroffen (15%), strafbare Handlungen gegen die Freiheit halten sich aber schon fast die Waage und bei Gewalt sind Männer schon fast doppelt so häufig Opfer. [14]  Darüber sprechen sie nicht. Sie holen sich keine Hilfe, Männer greifen deshalb häufiger zu Alkohol (über 75% der Alkoholtoten in Deutschland)[15], sie rauchen auch häufiger und mehr.[16] Bei Drogensucht liegt der Männeranteil schon bei 80%.[17] Fast 70% der Obdachlosen sind Männer.[18] Jungen haben achtmal häufiger psychische Störungen als Mädchen. Die Suizidrate ist bei Männern fast fünfmal höher – schon im Teenageralter ist die Selbstmordquote dreimal höher.[19] Zwei Drittel der Kinder an Sonderschulen sind männlich und Jungs brechen allgemein auch öfter die Schule ab (60% in Deutschland).[20] Mehr Mädchen schaffen die Matura (51% gegenüber nur 36% der Männer)[21] und auf der Uni studieren schon ein gutes Stück mehr Frauen als Männer (56%)[22] – und dass, obwohl sie historisch betrachtet lange von Bildung ausgeschlossen waren. Männer wurden offensichtlich abgehängt. 

Ist der Mann in der Krise? Viele dieser Probleme werden nicht als gesellschaftliche Probleme wahrgenommen. Doch wer soll sich dem auch annehmen? Es gibt genug Benachteiligungen der Frau, um die sich der Feminismus kümmern muss und Männer selbst wollen ja am liebsten nicht über Probleme sprechen. Zeit, das zu ändern – darüber reden wir hier in : „DU MUSST DEIN LEBEN ÄNDERN“.

Das war Patrick Catuz. Schaut mal wieder rein!

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Patrick Catuz (@patrick.catuz)


[1] https://www.derstandard.at/story/2000087803288/weniger-maenner-in-vaeterkarenz

[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/18642/umfrage/lebenserwartung-in-oesterreich/

[3] https://kurier.at/wellness/die-drei-top-gruende-warum-maenner-nicht-zum-arzt-gehen/203.501.112

[4] https://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/vorsorge/news/ehefrauen-sterben-frueher-lebenserwartung_id_1725611.html

[5] https://pinkstinks.de/was-ist-toxische-maennlichkeit/

[6] https://www.focus.de/finanzen/news/frustration-und-perspektivlosigkeit-in-ostdeutschland-wird-der-maennerueberschuss-zum-problem_id_6479564.html

[7] https://www.derstandard.at/story/2000075527753/frauenwahlrecht

[8] https://www.kripo.at/assets/kriminalitaet-und-sicherheit.pdf

[9] https://bundeskriminalamt.at/501/files/Broschuere_PKS_2019.pdf

[10] https://www.derstandard.at/story/2000124783525/who-jede-dritte-frau-erlebt-gewalt-in-partnerschaft-oder-noetigung

[11] https://story.ndr.de/incels/index.html

[12] https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/pick-up-artists-du-bist-ja-ein-ganz-kleines-maedchen-11908961.html

[13] https://www.derstandard.de/story/2000135711912/wirtschaftswissenschafter-maenner-verursachen-enorme-kosten

[14] https://www.kripo.at/assets/kriminalitaet-und-sicherheit.pdf

[15] https://www.handelsblatt.com/arts_und_style/aus-aller-welt/statistik-maenner-trinken-mehr-als-doppelt-so-viel-wie-frauen/10093180-2.html

[16] sozialministerium.at

[17] https://www.derstandard.de/story/2000135711912/wirtschaftswissenschafter-maenner-verursachen-enorme-kosten

[18] https://bawo.at/101/wp-content/uploads/2020/12/Vortrag_Glaser_-RegOLWL.pdf

[19] Für Deutschland: https://www.rnd.de/familie/suizidgedanken-besonders-jungen-suchen-sich-selten-hilfe-NPWDIVSDRODM2OGLTHYPQP6QQA.html oder für die Schweiz: https://www.gesundheitsbericht.ch/de/05-psychische-gesundheit/53-suizidversuche-und-suizide

[20] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/geschlechterrollen-in-der-bildung-faehrt-der-frauenfahrstuhl-schneller-12272708.html

[21] https://www.diepresse.com/4659356/matura-burschen-fallen-gegenueber-maedchen-weiter-zurueck

[22] https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/bildung/bildungsprognosen/hochschulprognosen